Unsichere Lage im Land: Muss der Vertrag erfüllt werden?

In Zeiten des Terrors bleibt auch manch große Fußballmetropole vor Anschlägen nicht sicher. Oftmals betonen Fußballer zwar, dass sie sich sicher fühlen, ein mulmiges Gefühl dürfte sich bei einigen Akteuren aber dennoch einstellen. Doch: Muss ein Spieler überhaupt seinen Vertrag erfüllen, wenn die Lage im Land zu unsicher ist? Rechtsanwältin Corinna vom Berg blickt auf die Rechtslage und beantwortet die wichtigsten Fragen.

19 Januar 2017

Mittwoch 01 06 2016 Trainingslager der Deutschen Nationalmannschaft in Ascona Mario Gomez Deutsc,

Fußball-Profis auf der Flucht

Die Situation ist nicht erst so, seitdem Mario Gomez aus Istanbul flüchtete und wieder nach Deutschland zum VfL Wolfsburg zurückkehrte. Bereits vor einigen Jahren war in der Ukraine nach dem Konflikt mit Russland an einen normalen Regelbetrieb nicht zu denken. Die Heimspiele wurden in andere Städte verlegt, damit überhaupt gespielt werden konnte. Wer dann darauf hofft, den Verein aufgrund dieser prekären Situation verlassen zu können, scheitert an den Regularien der FIFA.

Keine rechtlichen Möglichkeiten für Spieler

In den Statuten des FIFA Reglement bezüglich Status und Transfer von Spielern steht zwar, dass beide Vertragsparteien das Recht haben, den Vertrag ohne irgendwelche Folgen (Entschädigungszahlungen oder sportliche Sanktionen) aufzulösen zu können, sofern ein triftiger Grund vorliegt. Wie genau ein solcher Grund aussehen kann wird aber, im Gegensatz zu einem sportlichen Grund, nicht weiter erläutert.

"Im Moment gibt es für Spieler keine Möglichkeit aus Ihren Verträgen wegen akuten Bedrohungsszenarien auszusteigen."

(Lars Kindgen, Geschäftsführer der VDV)

Die Möglichkeiten in dieser Situation

Fußballer in bedrohten Ländern können aktuell nur darauf hoffen, dass sich die rechtliche Situation in Zukunft zu Gunsten der Akteure entwickelt. Eine Vertragsauflösung zu erzwingen, einen möglichen Vertragsbruch und die daraus folgenden Strafzahlungen in Kauf zu nehmen, könnte ebenfalls in Betracht gezogen werden. Die Konsequenzen muss der Spieler sowohl finanziell als auch sportlich tragen. Er kann nicht auf einem Top-Niveau mit der Mannschaft trainieren und muss zudem die Strafen zahlen. Im besten Fall sind die sportlichen Qualitäten eines Spielers so gefragt, dass ein anderer zahlungskräftiger Klub eine hohe Transfersumme bezahlt und so den uneinsichtigen Klub zu einem Verkauf drängen kann.

In vielen Teilen dieser Welt bleibt die Lage angespannt. Bedroht fühlen sich die Fußball-Profis nicht bei ihrer täglichen Arbeit als Fußballer, sondern eher in ihrem Alltag. In extremen Krisenzeiten können sie aber aufgrund der rechtlichen Situation keine Konsequenzen ziehen und ihren Verein vorzeitig verlassen.

"Meiner Meinung nach müsste sich die FIFA überlegen, neue Möglichkeiten im Vertragswesen von Spielern zu schaffen, die bei Gefahr für Leib und Seele den Ausstieg ermöglichen."

(Lars Kindgen, Geschäftsführer VDV)

Dieser Artikel von Corinna vom Berg erschien in ähnlicher Form auch bei GOKIXX, der App für die besten Nachwuchsfußballer in Deutschland. Mehr Infos auf www.gokixx.de

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