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Die Schuldfrage im Fall Calhanoglu

Calhanoglu

Es ist wieder ruhiger geworden um Hakan Calhanoglu. Nachdem seine viermonatige Sperre bekannt wurde und er sich dazu entschlossen hat, in dieser Zeit auf sein Gehalt zu verzichten, stellt sich mit ein wenig Abstand immer noch die Frage, wer eigentlich schuld an dieser Situation ist. Rechtsanwältin Corinna vom Berg wirft noch einmal einen Blick auf den Fall Calhanoglu.

Die undurchsichtige Situation im Jahr 2011

Bevor Hakan Calhanoglu nach Leverkusen wechselte, war er für den Karlsruher SC und später beim Hamburger SV aktiv. Sein Vater, gleichzeitig auch sein Manager, verhandelte im Jahr 2011 mit dem türkischen Süperlig-Klub Trabzonspor Istanbul einen Arbeitsvertrag als aktiver Profifußballspieler. Im Jahr 2012 verlängerte der Vater dann aber den Fußballvertrag mit der A-Jugend des Karlsruher SC, bei welchem sein Sohn zuvor noch aktiv war.

Die rechtliche Einschätzung

Vertragsverhandlungs-Statuten der FIFA verlangen ausdrücklich, dass bei mehr als sechs Monaten vor Ablauf eines Profifußballer-Arbeitsvertrages zwei Fußballvereine keine Vertragsverhandlungen miteinander führen dürfen. Obwohl zum Zeitpunkt jener Vertragsverhandlungen Hakan Calhanoglu noch minderjährig war, verurteilte der Internationale Sportgerichtshof CAS ihn zu einer Geldstrafe in Höhe von 100.000 €, sowie einer viermonatigen Sperre.

Trabzonspor hat mit einem 17-Jährigen einen Fünf-Jahres-Vertrag abgeschlossen. Das ist verboten. Er hätte mit dem türkischen Nationalspieler gar nicht verhandeln dürfen, ohne den Karlsruher SC zu informieren.  Und auch der Vertrag hätte letztlich gar nicht geschlossen werden dürfen.

Die moralische Einschätzung

Trabzonspor hat im Fall Calhanoglu alle Regelungen der FIFA missachtet hat. Ein 17-jähriger Junge kann diese Hintergründe und Fallstricke in diesem Alter noch gar nicht erkennen. Der Fall ist aber ein Musterbeispiel dafür, dass man jungen Spielern nur raten kann, verantwortungsvolle Anwälte mit solch komplizierten Fällen zu betrauen. Spätestens, wenn es um einen Transfer geht, reicht die elterliche Expertise nicht immer aus.

Vertragssituationen sind insbesondere in jungen Jahren nicht immer eindeutig. Welche Regularien und Statuten gelten, können angehende Profi-Fußballer und deren Eltern nicht immer richtig einordnen, weshalb in diesen Fällen auf jeden Fall ein Experte zur Seite stehen sollte.

Dieser Artikel von Corinna vom Berg erschien in ähnlicher Form auch bei GOKIXX. Die App für die besten Nachwuchsfußballer in Deutschland. Mehr Infos auf www.gokixx.de.